DAUN, 15.08.2018 - 14:15 Uhr
Essen & Trinken

Wissenswertes über Ingwer

Seinen Ursprung – so wird vermutet – soll Ingwer in Indonesien haben, wo er sich von dort aus ca. 2000 v. Chr. im ostasiatischen Raum über Seehandelswege verbreitete. Im Jahr 500 v. Chr. erwähnte sogar der berühmte chinesische Philosoph Konfuzius das Ingwer-Gewächs in seinen Schriften. Der Gelehrte war so überzeugt von der positiven Wirkung der Heilpflanze, dass er diese zu jeder Mahlzeit zu sich nahm, was ihm vermutlich zu seinem – für damalige Zeiten – recht hohen Alter von 72 Jahren verhalf.

Ingwer als Gewürz

Es macht keinen großen Unterschied, ob man Ingwer als Pulver verwendet, ihn klein schneidet oder raspelt. Die Knolle verleiht den Speisen stets ein schönes zusätzliches Aroma. Neben traditionellen Currys und Chutneys (Marmeladen) lassen sich viele weitere Gerichte mit Ingwer zubereiten: Suppen, Salate, Püree oder auch Fisch- und Fleischgerichte. Standardmäßig gehört süß-sauer eingelegter Ingwer zu Sushi-Gerichten, da er in der milden Form den japanischen Reisrollen eine angenehme begleitende Geschmacksnote verleiht.

Der Geschmack der Wurzel ist wohl am besten mit frisch und scharf zu beschreiben. Je älter der Ingwer ist, desto schärfer wird er. Reife Ingwerknollen erkennt man an den langen, dicken, verzweigten Rhizomen (Sprossen der Ingwerwurzel).

Frischer Ingwer, der sich durch ein frisches, scharfes und zitroniges Aroma auszeichnet, ist dementsprechend noch dünn und nicht so stark verzweigt. Grundsätzlich hat aber auch das Herkunftsland einen Einfluss auf das Aroma des Ingwers. Nigerianischer Ingwer zeichnet sich vor allem durch seine Schärfe aus, jamaikanischer Ingwer durch seinen intensiven Geschmack, während sich der Ingwer aus China durch sein charakteristisch vollmundiges Aroma auszeichnet. Es empfiehlt sich daher, beim Kauf auf das Herkunftsland zu achten, um die Unterschiede zu erkennen.

Auch hinsichtlich der Verwendung von Ingwer zur Zubereitung von Speisen gibt es Unterschiede, die in der Tradition der Länder ihren Ursprung haben. In Nordindien wird frischer Ingwer gerne zusammen mit Knoblauch und Zwiebeln ganz klein gerieben, zu einer Paste verrührt und kurz angebraten. Diese Paste bildet die Grundlage für viele Gemüse- und Fleischgerichte. In Südindien wird Ingwer auf ähnliche Weise, allerdings zusätzlich mit Chili und Curcuma vermengt, verwendet. Auf den Philippinen und Indonesien wird zu Fischgerichten gerne eine ganze Ingwerwurzel leicht zerstampft und dann kombiniert mit Curcuma, Kokosmilch, Zitronengras, Knoblauch, Salz und Pfeffer zusammen mit dem Fisch gekocht.

In Europa wird frischer Ingwer traditionell gern für Marmeladen, Früchtebrot und verschiedene andere Backwaren wie Lebkuchen verwendet. In sehr kleinen Mengen kann Ingwer auch gut roh gegessen werden. Fein geschnitten ist er für Rohkostsalate eine richtige Bereicherung: z.B. eingerührt in Joghurt mit Zitronensaft, Zucker, Salz, Curcuma und Pfeffer.

Haltbarkeit / Lagerung

Die Ingwerwurzeln halten sich mindestens 14 Tage im Kühlschrank. Eingewickelt in Küchenpapier und in ein luftdicht verschlossenes Gefäß gelegt, verlängert sich die Haltbarkeit auf mindestens einen Monat.

Nach dem Einfrieren aufgetauter Ingwer wird schnell weich und sollte umgehend aufgebraucht werden. Größere Mengen von Ingwerwurzeln – für Restaurants oder Großküchen – können gut in einem Eimer mit Sand vergraben werden, der kühl und trocken stehen sollte. Diese Kombination bedingt eine optimale Lagerung - auch für längere Zeit.

Ingwer in der Medizin

Wichtige Inhaltsstoffe der Ingwerwurzel sind zum einen ätherische Öle und zum anderen sogenannte Scharfstoffe (Gingerol und Shogaol), die dem Ingwer seine charakteristische Würze geben.

In der Medizin wirken sie entzündungshemmend, sind ein wirksames Mittel gegen Übelkeit und regen gleichzeitig die zusätzliche Bildung von Magensäure an, was den Appetit anregt. Darüber hinaus können die Scharfstoffe Kopfschmerzen und auch Gelenkschmerzen lindern. Hinzu  kommt, dass Ingwer eine antibakterielle und antivirale Wirkung zugeschrieben wird und dass er bei Erkältungen die Atemwege befreit.

Von diesen Wirkungen auf den menschlichen Organismus wurde der schmerzstillende Effekt am besten durch Studien untersucht. So urteilt ein Pharmakologe vom Pharmakologischen Institut an der Universität Münster, dass die Inhaltsstoffe aus Ingwer das gleiche Enzym im Körper hemmen wie Acetylsalicylsäure (ASS). Sogar ein ähnlicher Effekt auf die Blutgerinnung – vergleichbar mit dem von ASS - wird dem Ingwer zugeschrieben. Bezüglich Gelenk- bzw. Arthroseschmerzen haben dänische Forscher einen positiven Effekt durch die Einnahme von Ingwer festgestellt. Für die medizinische Bestätigung sind aber noch Langzeitstudien erforderlich.

Einen Namen hat sich Ingwer auf jeden Fall bei der Bekämpfung der Reisekrankheit (Kinetose) gemacht. Auf der Seite des Forums Naturheilkunde ist dazu zu lesen, dass Ingwer medizinische Hilfe bei den unangenehmen Begleiterscheinungen der Kinetose wie Übelkeit und Erbrechen leisten kann. Die Inhaltsstoffe des Ingwers hemmen den Brechreiz, verhindern Schwindel und beruhigen den Magen. Diese Effekte sind durch verschiedene klinische Studien belegt worden, was zur Folge hatte, dass die seit Ende der 1980iger Jahre wissenschaftlich als Heilpflanze anerkannte Wurzel im Jahr 1997 in das Deutsche Arzneimittelbuch aufgenommen wurde. Anwendungsgebiete: „Verhütung der Symptome von Reisekrankheiten“ und „dyspeptische Beschwerden“ (Verdauungsstörungen).

Aber auch bei postoperativem Erbrechen oder bei Übelkeit während einer Chemotherapie wird die zusätzliche Einnahme von Ingwer häufig von den behandelnden Ärzten empfohlen.

Heilpflanze des Jahres 2018

Die Auszeichnung „Heilpflanze des Jahres“ gibt es in Deutschland seit dem Jahr 1990. Ziel des auszeichnenden Vereins, dem NHV Theophrastus e.V. (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e.V.), ist es, Informationen zu heilenden Wirkungen von Kräutern und Pflanzen zu vermitteln und auf die Bedeutung der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) in der Medizin hinzuweisen.

Die von einer unabhängigen Jury ausgewählte Heilpflanze wird im Rahmen eines Heilkräuter-Fachsymposiums hinsichtlich Botanik, Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen vorgestellt und von verschiedenen Referenten erläutert. Unter den bisherigen „Preisträgern“ finden sich so klangvolle Namen wie Weißdorn, Johanniskraut, Mistel, Rosmarin u.v.m.

Die Kür von Ingwer zur „Heilpflanze des Jahres 2018“ bringt der vielseitigen Knolle eine auf jeden Fall gerechtfertigte Aufmerksamkeit und erneuert das Wissen um ihre Einsatzmöglichkeiten in der Küche und eben auch insbesondere als pflanzliches Arzneimittel.

Von Vera Vogtland


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