
Mit dem Wohnmobil in den Skiurlaub: Wintercamping in den Bergen
(dpa/tmn) - Zugegeben, Camping ist nicht jedermanns Sache. Schon gar nicht in Kälte und Dunkelheit. Doch wie so oft, ist alles eine Frage der Vorbereitung und Ausrüstung. Mit dem richtigen Wohnmobil und einem komfortablen Campingplatz kann ein Ski-Roadtrip ein richtiges Abenteuer werden. Experten erklären, wie das Wintercampen gelingt - und welche Vorteile es hat.
Warum campen Wintersportler überhaupt?
In jedem Skigebiet gibt es Massen an Hotels, Ferienwohnungen und Hütten. Das Campen im Winter habe aber seinen Reiz, sagt Martin Zöllner, Referent für Camping beim ADAC. „Wenn man sich komfortabel einrichtet, ist es gemütlich wie in einer Berghütte, kuschelig warm - und vielleicht sogar billiger.“ Das finden offenbar auch immer mehr Winterurlauber. Etwa bei der Verleihplattform Camperdays wachse das Geschäft mit den Schneecampern, sagt Sprecher Frieder Bechtel - wenn auch auf niedrigem Niveau.
Welche Gefährte eignen sich zum Wintercamping?
„Wenn man zu zweit unterwegs ist, kommt man mit einem Campervan zurecht“, sagt ADAC-Referent Zöllner. Mit Kindern solle man zu einem größeren Fahrzeug greifen, „um sich zurückziehen zu können.“ Paul Pizzinini, Geschäftsführer der Camperboys, einer anderen Verleihfirma, empfiehlt für den Winter grundsätzlich nur Fahrzeuge ohne Aufstelldach. Dadurch könne zusätzlich Kälte eindringen.
„Sagen Sie beim Buchen unbedingt, dass sie in den Schnee und in höhere Lagen wollen“, sagt Frieder Bechtel von Camperdays. Denn jedes Gefährt müsse zwingend eine frostfeste Wasseranlage haben. Auch auf Winterbereifung sollte man bestehen. Wo sie Pflicht ist, zeigt eine Liste des ADAC. Auf Pässen oder Bergstraßen können zusätzlich Schneeketten vor einer Rutschpartie bewahren.
Wie viele Campingplätze haben im Winter geöffnet?
Die ADAC-Seite www.pincamp.de listet zwölf Winter-Campingplätze in Deutschland auf, sowohl in den Alpen als auch in den Mittelgebirgen. Hinzu kommen 21 Winter-Campingplätze in den Alpen außerhalb Deutschlands. „Es gibt auch immer mehr Reisemobil-Stellplätze an den Talstation der Seilbahnen“, sagt Zöllner.
Wie früh sollten Winterurlauber einen Campingplatz buchen?
Teils wird die Auswahl unter den vergleichsweise wenigen Winterstellplätzen schon im Sommer dünn. Oder noch früher: Wer an Weihnachten, Silvester oder Fasching zum Beispiel auf dem Caravan Park Sexten in Südtirol einchecken will, muss mindestens ein Jahr vorher buchen. Nach den Weihnachtsferien aber werde es ruhig, sagt Parkmanager Robert Prenn: “Im Januar ist der Corona-Campingboom noch nicht zu spüren.“
Kostengünstige Alternative sind Stellplätze, die Gemeinden und Seilbahnbetreiber anbieten - oft nur mit Wasserhahn, einer Grube fürs Abwasser und manchmal auch einem Stromanschluss. Solche Plätze - oft kosten sie nicht mehr als 10 Euro am Tag - findet man über Apps wie Stellplatz-Radar oder park4night.
Was muss ein guter Wintercampingplatz bieten?
„Trockenräume sind das A und O des Wintercampings“, sagt Franz-Josef Fiegl, Chef des Campingplatzes Aufenfeld im österreichischen Zillertal. Im Vorzelt sei die Wäsche sonst morgens gefroren, und „in der Nasszelle hast du ein Dampfbad.“
Ideal ist es auch, wenn der Campingplatz nahe am Skigebiet liegt. Im Zillertal ist das gegeben. Auch auf dem Campingplatz Pradafenz im schweizerischen Churwalden rattert der Schlepplift vor der Wohnwagentür. Doch oft müssen weitere Wege zu den Pisten eingeplant werden. Immerhin bieten viele Plätze einen kostenlosen Skibus-Shuttle.
Wo duscht man nach dem Skitag?
Eine warme Dusche an Bord ist mittlerweile in Wohnmobilen Standard, sagt Bechtel. Aber bis der Boiler das Wasser erhitzt hat, könne es eine halbe Stunde dauern. Bequemer als enge Nasszellen in den Fahrzeugen sind beheizte Bäder, wie sie gehobene Plätze haben. In Sexten lässt sich sogar ein privates Bad buchen. Und in örtlichen Hallenbädern und Spas gibt es natürlich auch heiße Duschen.
Wie lange hält die Standheizung durch?
Wohnmobile werden in der Regel mit Gas geheizt. Eine Elf-Liter-Flasche reiche für zwei bis drei Tage, sagt ADAC-Mitarbeiter Zöllner. Größere Fahrzeuge haben als Standard zwei Flaschen an Bord. Wenn sie geleert sind, lassen sie sich an vielen Campingplätzen gegen volle eintauschen. Ein Adapterset für Flaschenanschlüsse sollte man immer dabei haben.
Die Heizungen kleinerer Campervans dagegen verbrennen oft Diesel. „Ab 1000 Metern Höhe verlieren sie oft stark an Leistung“, warnt Zöllner. Entscheidend sei deshalb ein Höhenkit, damit die Heizung auch bei dünner Luft problemlos läuft.
Welche Gefahren drohen im Winter?
Weil eine Heizung ausfallen kann, packt sich Zöllner für den Notfall immer einen Heizlüfter ein, auch eine weitere Gasflasche kann nicht schaden. Eine gewartete Standheizung streike indes selten. “Im schlimmsten Fall ruft man den mobilen Service des Herstellers.“ Die Helfer seien auch im Winter im ganzen Alpenraum unterwegs. Außerdem sollten Urlauber aufpassen, dass die Öffnungen für die Zu- und Abluft nicht eingeschneit werden. „Sonst bekommt die Heizung zu wenig Luft und geht aus.“
Um ganz sicher zu gehen, geben die Camperboys ihren Kunden auch Biwaksäcke mit. Damit das Wasser nicht einfriert, legt die Firma bereits im Oktober die Leitungen ihrer Mietvans still. Als Alternative sind dann Wasserkanister an Bord.
Und wenn es taut? Dann stehen Wohnmobile manchmal plötzlich im Matsch. Damit größere Wohnmobile dann trotzdem einen stabilen Stand haben, sind robuste Bretter ratsam, die sich unter die Hubstützen legen lassen, sagt Zöllner.
Wie lassen sich Reisemobile zusätzlich gegen Kälte isolieren?
„Campervans sind deutlich besser isoliert als normale Autos“, sagt Camperboys-Chef Pizzinini. Doch über Windschutzscheibe und Seitenfenster geht dennoch Wärme verloren. Man sollte sie deshalb mit aluminiumbeschichteten Thermomatten von innen abdecken.
Wer schnell an den Füßen friert und sein Vehikel an die Stromversorgung des Campingplatzes angestöpselt hat, kann elektrische Heizmatten verlegen. Und wer doch mit einem Campervan mit aufstellbarem Faltdach unterwegs ist - auch für diesen Fall gibt es Abhilfe in Form einer dämmenden Thermohaube. Sozusagen eine Wintermütze für das Auto.
Von Florian Sanktjohanser, dpa
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